Umstrukturierung

In der Kommunikation fehlt die Struktur

Seit August ist klar, wie sich die Paris Lodron Universität Salzburg in der kommenden Dekade weiterentwickeln soll. Das Rektorat veröffentlichte dazu einen 38-seitigen Bericht mit entsprechenden Vorschlägen. Salzburgs Student*innen konnten dabei nur eine Beobachter*innenrolle einnehmen. Was sagen sie zu den Umstrukturierungsplänen, was würden sie anders machen? 

Text: Jonas Danko

„Strukturreform PLUS 2030“ steht da in großen Lettern geschrieben. Ein Bericht, der die Zukunft der Paris Lodron Universität Salzburg für das kommende Jahrzehnt festzuschreiben versucht. Strukturen werden sich verändern, Fachbereiche zusammengelegt. Maßnahmen, von denen noch nicht jeder weiß. „Ich habe bisher noch nie davon gehört“, erzählt Rebecca Felsenheimer (Name von der Redaktion geändert) im Interview mit dem PUNKT. Weder über die Universität noch durch ihr studentisches Umfeld hätte sie von der geplanten Strukturreform erfahren. Das sei für sie persönlich zudem bisher nie wirklich Thema gewesen, betont die Kunstgeschichte-Studentin. So geht es nicht nur Rebecca Felsenheimer. Nicht wenige Student*innen haben entweder gar nicht oder nur durch Zufall von den Zukunftsplänen der Paris Lodron Universität Salzburg mitbekommen. Das sei nicht weiter verwunderlich, meint Norbert Pany. Denn der angehende Kommunikationswissenschaftler ist sich sicher: „Nur ein Mail mit dem Ergebnis wird nicht ausreichend wahrgenommen.“ Dass die Seite der Studierenden nicht in den Entstehungsprozess involviert wurde, sieht er kritisch. „Da muss es eine bessere Kommunikation vonseiten der Universität geben, besonders bei so weitreichenden Maßnahmen.“

„Es ist sinnvoll, wenn gespartes Geld in andere Bereiche investiert wird.“

Sebastien Thomasser, Kommunikationswissenschaft-Student
Sebastien Thomasser.
Foto: Laura Juch

Maßnahmen, welche vor allem die einzelnen Fachbereiche betreffen: Die Romanistik und die Slawistik sollen zusammengelegt, die Linguistik planmäßig in die Germanistik eingegliedert werden. Vertreter*innen der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) hatten in einer Stellungnahme bereits die Befürchtung geäußert, dass Veränderungen wie diese primär zwecks Einsparungsmaßnahmen umgesetzt würden. Ein Punkt, der auch Sebastien Thomasser beschäftigt. Die Qualität des Lehrangebots dürfe nicht unter den Zusammenlegungen leiden, findet der 24-jährige Salzburger. Eine Umfrage in den betroffenen Fachbereichen hätte er durchaus als sinnvoll empfunden, „um beispielsweise eigene Vorschläge einbringen zu können“. Dabei müssten die endgültig beschlossenen Maßnahmen aber natürlich auch realistisch bleiben, so der Kommunikationswissenschaft-Student. Umstrukturierungen aus monetären Gründen kann Thomasser nachvollziehen. „Es ist sinnvoll, wenn die Uni dadurch Geld spart und dieses dafür auch in andere Bereiche investiert.“

„Es braucht eine stärkere Praxisorientierung.“

Rebecca Felsenheimer, Kunstgeschichte-Studentin

Er würde es beispielsweise begrüßen, wenn mehr Geld in den technischen Bereich, also etwa die Ausstattung der Computer fließe. Felsenheimer verortet in anderen Bereichen Verbesserungspotential: „Ich fände eine verstärkte Praxisorientierung sinnvoll.“ In diesem Sektor sei die Fachhochschule Salzburg der Universität zurzeit klar überlegen. Auch das gefühlt geringer werdende Angebot durch Zusammenlegungen sei nicht gerade förderlich für die Attraktivität des Universitätsstandorts Salzburg. Zusätzliche Studiengänge, vor allem im kreativen Bereich, wären wünschenswert, so Felsenheimer weiter. Nachbesserungsbedarf im organisatorischen Bereich sieht Lara Kilkenny (Name von der Redaktion geändert). „Ich habe im vergangenen Semester erlebt, dass das Kursangebot nicht ausreichend an die Zahl der Studierenden angepasst wurde.“ Viele seien aufgrund des geringen Platzangebotes auf der Strecke geblieben. Erst nachträglich habe es auf Initiative der Studierenden dann Anpassungen in Form von Zusatzkursen gegeben, schildert die 22-Jährige. Sowas hätte durch bessere Planung verhindert werden können, vermutet Kilkenny. Norbert Pany hingegen plädiert für eine gänzlich neue Kommunikationsstrategie der Universität. Es müsse in Zukunft eine persönlichere Ebene vorhanden sein. Ein Kommunikationsprozess, in den auch alle ausreichend miteinbezogen werden, sei überfällig.

„Die Kommunikation der Uni ist ärgerlich.“

Lara Kilkenny, Kommunikationswissenschaft-Studentin

EINE UNIVERSITÄT, DIE IHRE STUDENT*INNEN NICHT ERREICHT?

Fragt man bei Student*innen außerhalb der betroffenen Fachbereiche nach, wird schnell ersichtlich, dass die Strukturreform 2030 wenig Relevanz in deren Lebensrealität findet. „In meinem Freundeskreis ist kaum jemand von den Umstrukturierungsmaßnahmen betroffen“, erzählt Simone Wöber (Name von der Redaktion geändert). Die geplante Reform sei daher auch nie wirklich Thema gewesen. Ähnlich geht es Lara Kilkenny, im Unterschied zu Wöber hat sie aber durch eine Studienkollegin von der Reform erfahren. Klar liege es auch in der Verantwortung der Student*innen, sich zu informieren, so Kilkenny. Das 38-seitige Dokument habe sie sich aber so auch nicht durchgelesen, räumt die Kommunikationswissenschaft-Studentin ein. „Wir leben im Zeitalter von Social Media. Dass es die Uni dann nicht hinbekommt, die geplanten Änderungen in zusammengefasster Form zu kommunizieren, ist ärgerlich.“ Man müsse sich auch in die Lage der Studierenden versetzen, nicht jede*r habe die Zeit, sich eben mal vierzig Seiten durchzulesen. Eine knappe Zusammenfassung mit den wichtigsten Eckpunkten befürwortet auch Norbert Pany. Er selbst habe sich intensiv mit dem Thema der Strukturreform beschäftigt.

„Es braucht eine neue Kommunikationsstruktur.“

Norbert Pany,
Kommunikationswissenschaft-Student
Foto: Markus Bachofner

Mitte November landete ein neue Nachricht in den Postfächern der universitären Mail-Accounts – der auf der Strukturreform aufbauende 74-seitige Entwicklungsplan für die Jahre 2022 bis 2027 wurde ausgeschickt. Pany erkennt hier ein ähnliches Problem wie beim Entwurf zur Strukturreform: „Wir leben in Zeiten, in denen man auf Twitter 280 Zeichen hat, um sich auszudrücken.“ Sein Fazit: „So lange Anhänge werden dann einfach von den meisten ignoriert.“ 

Titelbild: Shutterstock / Andrea Schernthaner
Dieser Artikel ist im PUNKT. 02/20 erschienen.