„Ein Merkmal dieser Zeit ist die Nichtplanbarkeit.“
2020 ist ein Jahr der Neuerung für die Paris Lodron Universität Salzburg, das auch die Karten für den Fachbereich Kommunikationswissenschaft neu mischt. Fachbereichsleiter Josef Trappel spricht im Interview über seine Meinung zur geplanten Reform, die Kommunikation des Rektors und den Profit der Kommunikationswissenschaft aus den Maßnahmen.
Interview: Anna Gruber
PUNKT: Laut Rektor Hendrik Lehnert ist 2020 ein Jahr des Aufbruchs. Wie stehen Sie dazu?
Josef Trappel: Das Jahr 2020 hat insgesamt schon einige Überraschungen bereitgehalten. Für die Universität Salzburg ist es ein Jahr der Erneuerung, schon aufgrund des Rektoratswechsels. Im Hinblick auf die Entscheidungen, die dieses Jahr schon getroffen wurden, ist es aber kein Jahr großer Erneuerungen, diese verschieben sich allmählich in das Jahr 2021 und wir werden sehen, was davon bestehen bleibt.
Wie schätzen Sie als Fachbereichsleiter der Kommunikationswissenschaft die geplante Umstrukturierung der Universität und die geplanten neuen Fakultäten ein?
Einerseits bin ich nicht besonders euphorisch, was diese Umstrukturierung betrifft. Auf der anderen Seite birgt eine kleinere Fakultät, so wie sie geplant ist, auch Chancen für den Fachbereich Kommunikationswissenschaft. Als Beispiele lassen sich schnellere Entscheidungswege nennen – und dass wir uns hier am Fachbereich generell einfacher und auf einem breiteren Konsens gegenseitig unterstützen können. Es gibt also sicher auch Vorteile dieser Umstrukturierung. Aber ich bin, wie gesagt, kein Euphoriker.
„Ganz grundsätzlich bin ich nicht besonders euphorisch, was diese Umstrukturierung betrifft.“
Josef Trappel, Fachbereichsleiter Kommunikationswissenschaft
Die Kommunikationswissenschaft soll künftig in die geplante Sozialwissenschaftliche Fakultät integriert werden. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Zunächst einmal ist mir wichtig festzuhalten, dass wir keine Sozialwissenschaftliche, sondern eine Geisteswissenschaftliche Fakultät werden wollen. Dieser Begriff ist umfassender und bildet sehr viel besser ab, was wir tun werden und wollen. Es ist noch nicht vollkommen klar, welche organisatorischen Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die Fakultät gut auf den neuen Beinen stehen kann.
Inwiefern werden die Folgen der Umstrukturierun für Studierende und Lehrende spürbar sein? Kann man diese voraussagen?
Kaum. Genau genommen handelt es sich um eine interne Umstrukturierung, die vor allem die Mitarbeitenden, die Forschungsstruktur und die interne Organisation der Universität betrifft. Studierende, vor allem im Bachelor, sind davon kaum betroffen. Auch im Master werden die Auswirkungen für Studierende kaum bemerkbar sein, da man eine engere Zusammenarbeit der Fachbereiche der geplanten neuen Fakultät anstrebt, etwa dadurch, dass Studiengänge gemeinsam bewirtschaftet werden. Aber, wie gesagt, die Auswirkungen für Studierende sind sehr überschaubar.
„Die Auswirkungen der Strukturreform für Studierende sind sehr überschaubar.“
Josef Trappel, Fachbereichsleiter Kommunikationswissenschaft
Wie wurde im Prozess der Planung dieser Reform seitens des Rektorats mit Ihnen als Fachbereichsleiter kommuniziert?
Die Kommunikation vom Rektorat mit den Fachbereichen war in Wesentlichen transparent, aber leider schleppend. Ich hatte nicht immer den Eindruck, auf dem Laufenden gehalten zu werden. Die wichtigsten Eckpfeiler wurden mir mitgeteilt. Ich kann nicht beklagen, dass es keine Kommunikation gegeben hätte, aber diese war schleppend. Bezüglich der Definition der Ziele, die man im Zuge der Umstrukturierung erreichen möchte, gibt es ebenfalls starken Nachholbedarf.
Also gibt oder gab es in Ihren Augen auf jeden Fall ein gewisses Defizit in der Kommunikation.
Ich weiß, dass das an den anderen Fachbereichen sehr kritisiert wurde, ich kann das so nicht bestätigen. Wir haben vom Rektorat die Informationen bekommen, die wir brauchten, aber eben spät und inhaltlich wenig überzeugend. Es waren eher Mitteilungen oder Verlautbarungen dessen, was das Rektorat plant. Der Kommunikationsprozess ist also nicht sauber abgelaufen, aber ich würde nicht sagen, dass er grundsätzlich defizitär war.
In letzter Zeit wurde vermehrt der Vorwurf laut, dass von der Umstrukturierung die ohnehin schon gewinnbringenden Fakultäten profitieren. Zählt die Kommunikationswissenschaft für Sie zu diesen? Wird sie von der Umstrukturierung profitieren?
Die Kommunikationswissenschaft wird nicht im Speziellen profitieren. Wir profitieren davon, dass wir viele Studierende haben, die gerne bei uns studieren, die auch Prüfungsleistungen erbringen. Das ist schon jetzt ein großer Vorteil, den wir haben. Diese erfreuliche Bilanz bezüglich unserer Studierenden wird sich mit der neuen Fakultätsstruktur nicht ändern.
Das heißt, es wird Fachbereiche geben, die mehr von der Umstrukturierung profitieren werden?
Nicht einmal das würde ich sagen. Ich glaube, dass sich durch die Umstrukturierung an sich nicht grundsätzlich etwas verändern wird. Also, dass es eindeutige Gewinner*innen und Verlierer*innen dieser Umstrukturierung geben wird, sehe ich nicht.
Zum Thema Digitalisierung: Im Sommersemester gab es eine Umfrage der Studienvertretung Kommunikationswissenschaft, bei der die digitale Lehre von den Studierenden eher mittelmäßig bewertet wurde. Ist der Fachbereich in Ihren Augen gewappnet für die vermehrte Digitalisierung und vor allem die jetzige Situation der Fernlehre?
Beim ersten Lockdown im März waren wir alle unvorbereitet. Dass das nicht immer gut funktioniert hat, ist dem Umstand geschuldet, dass sich niemand von uns vorab auf diese Situation einstellen konnte. Jetzt, im Wintersemester, ist die Situation anders. Wir hatten im Sommer Zeit, uns vorzubereiten. Wir haben uns auf eine Hybrid-Lehre vorbereitet, damit möglichst viele Studierende anwesend sein können. Bedauerlicherweise konnte dieses Konzept nur zwei Wochen lang angewendet werden, dann mussten wir wieder auf Distanzlehre umstellen. Wir sind intern dabei, Erfahrungen zu sammeln und uns auszutauschen, und ich gehe davon aus, dass die Lehre besser wird. Wir sind jedoch weit davon entfernt, perfekte Distanz-Lehrveranstaltungen abzuhalten.
Gibt es einen langfristigen Plan, wie der Fachbereich mit dieser aktuellen Situation umgehen wird?
Nein, es gibt in dieser Situation keine langfristigen Pläne. Ein Merkmal dieser Zeit oder dieser Pandemie ist die Nichtplanbarkeit. Stellt man langfristige Pläne auf, ist dies schon zu dem Zeitpunkt sinnlos, weil nichts wirklich vorhersehbar ist. Von daher gibt es kurzfristige Pläne, auch mittelfristige, aber keine langfristigen.
Mit spontanen Änderungen der Situation könnte also gut umgegangen werden?
Unser Team hier am Fachbereich Kommunikationswissenschaft ist sehr flexibel, wir können schnell auf neue Situationen reagieren. Ich bin weiterhin optimistisch, dass wir gegen Ende dieses Semesters wieder Studierende in unseren Räumlichkeiten der Universität begrüßen können. Wenn es möglich ist, stellen wir sofort wieder auf Präsenzlehre um, weil wir das wollen.
Wie schätzen Sie generell die Zukunftsaussichten des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft ein?
Die schätze ich sehr positiv ein. Ich glaube, dass Kommunikation als Berufsfeld nach wie vor sehr gefragt ist und sich in den nächsten Jahren weiter ausdifferenzieren wird. Wir haben, meiner Meinung nach, ein sehr gut angepasstes Ausbildungs- und Bildungsprogramm. Außerdem haben wir gute Studierende, gute Lehrende und eine starke Nachfrage. Deshalb beurteile ich die Zukunftsaussichten sehr positiv.
ZUR PERSON:
Josef Trappel ist Universitätsprofessor an der PLUS und Leiter der Abteilung Kommunikationspolitik und Medienökonomie am Fachbereich Kommunikationswissenschaft. Nach abgeschlossenen Studien in Publizistik-, Kommunikations- und Politikwissenschaften und darauffolgenden Tätigkeiten in Wien, Brüssel, Basel und Zürich kehrte er an die Universität Salzburg zurück, an der er seit 2012 den Fachbereich Kommunikationswissenschaft leitet. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Medien und Demokratie, nationale und internationale Medienpolitik sowie digitale Informations- und Kommunikationstechnologien.